PolitikSocial Media

Was macht Ramelow im Clubhouse?

Bodo Ramelows jüngste Social Media Panne in der App “Clubhouse” macht Schlagzeilen, ohne anwesende Journalisten wäre ihm das vielleicht erspart geblieben, denn Clubhouse setzt auf Verschwiegenheit und Exklusivität. Gründe, aus denen Politiker die App zunächst nicht nutzen sollten.

Um die Social Media App Clubhouse ist ein großer Hype entstanden. Die App ermöglicht es Menschen, per Audio miteinander in Kontakt zu treten. Das kann in Form von Vorträgen, aber auch als persönliches Gespräch stattfinden. Aktuell bekommt man nur durch die Einladung eines anderen Clubhouse-Nutzers Zugang zum exklusiven Netzwerk, das bereits von einigen bekannten Persönlichkeiten genutzt wird. Durch diese künstliche Verknappung und die Anwesenheit von Prominenten, hat das soziale Netzwerk eine große Anziehungskraft entwickelt – es entstand binnen weniger Tage ein regelrechter Hype.

Neben bekannten Gesichtern aus Film und Fernsehen, hat es auch einige Politiker in das neue soziale Netzwerk verschlagen, darunter auch Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen. Durch abfällige Äußerungen zur Corona Bund-Länder-Konferenz rückte er sich mehr ins Rampenlicht als gewollt. In seinem betont lässigen Auftritt in einem Talkformat auf dem neuen Medium nannte er die Bundeskanzlerin “Merkelchen” und gab an einige Level im Smartphone-Spiel Candy Crush während der langen Bund-Länder-Konferenzen zu schaffen. Was als Seitenhieb auf Bundesregierung und andere Länderchefs angedacht war, entwickelte durch anwesende Journalisten schnell eine eigene Dynamik. Die Äußerungen gelangten in die Nachrichten und schnell wurde Kritik am Thüringens Ministerpräsidenten laut. Das dürfte Ramelow, der sich inzwischen für die despektierliche Verniedlichung Merkels entschuldigt hat, sich anders vorgestellt haben.

Clubhouse
#Ramelow und Candy Crush trenden am Montag, dem 25.01.2021 auf Twitter

Doch was machen Spitzenpolitiker wie Ramelow eigentlich auf der Plattform Clubhouse? Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn Politiker sich neuen Medien widmen und sich so mit dem Wandel der Medienwelt auseinandersetzen, doch die App Clubhouse lebt aktuell von ihrer Exklusivität. Das bedeutet: viele Menschen werden bewusst von dem Medium ausgeschlossen, um den scheinbaren Wert eines Zugangs künstlich zu erhöhen. Politiker, die die App nutzen, um beispielsweise an Talkrunden teilzunehmen, schaffen so neue Teilungen in der Gesellschaft. Diejenigen mit einem Zugang zum Netzwerk sind in der Lage sich besser zu informieren, all jene die keinen direkten Zugang haben, müssen sich mit dem begnügen, worüber berichtet wird. Zudem dient Clubhouse die Anwesenheit prominenter Gäste natürlich auch zur Steigerung des eigenen Wertes. Außerdem setzt das Netzwerk auf Verschwiegenheit – Zitate und Mitschnitte ohne das Einverständnis des Betroffenen sind laut Nutzungsbedingungen untersagt.

Politiker sollten es sich daher zweimal überlegen, ob sie die Social Media App durch ihre Nutzung unterstützen wollen. Es gibt viele andere Medien mit geringeren Eintrittsschwellen, diesen sollte der Vorzug gegeben werden.

Auch interessant: #WirMachenAuf – über die Dynamik sozialer Medien

Quellen: Clubhouse, FAZ, Spiegel
Bildquellen: Clubhouse, Twitter

Simon Crins

Simon Crins ist Medienexperte mit den Fachbereichen Medienproduktion und Medientechnik. Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton bei ProSiebenSat.1 in München absolvierte Crins sein Bachelorstudium im Fach Medien und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule. Währenddessen war er für die ProSiebenSat.1 Gruppe unter anderem als Produktionsplaner und Projektleiter tätig. Seit Ende 2018 arbeitet Simon Crins für Umlaut SE im Raum Braunschweig/Wolfsburg als Projektleiter im Bereich Infotainmententwicklung. Weitere Informationen über den Autor finden Sie unter www.simoncrins.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert