Medienkompetenz

Stereotypen in den Medien

Stereotypen in Filmen und Serien sind wir so sehr gewohnt, dass wir sie meist nicht mal mehr hinterfragen. Der Spion als gutaussehender Frauenheld, die blonde naive Sekretärin oder der Afroamerikaner auf Bewährung – all das sind uns bekannte Erzählungen.

Dass Medien einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben und die Gesellschaft anders herum auch auf die Medien wechselwirkt, sind an sich bekannte Themen. Dennoch lohnt es sich immer wieder etwas genauer hinzuschauen. Denn nicht nur in Nachrichten und Magazinsendungen werden Informationen vermittelt, die sich auf die Meinungsbildung auswirken. Auch Filme und Serien vermitteln häufig Wertvorstellungen oder Rollenbilder und bedienen Klischees.

Grundsätzlich können Menschen zwar zwischen Fiktion und Realität unterscheiden, ihnen ist also klar, dass die Handlung in den meisten Fällen nicht wirklich stattfindet oder stattgefunden hat. Verhaltensmuster, Meinungen und Rollenbilder vergleichen Zuschauer aber dennoch mit ihren eigenen Erfahrungen und ihrem Weltbild.

Stereotypen sind ein Beispiel für die oben beschriebene Art Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Medien: Stereotypen, Vorurteile und Rollenbilder existieren – mal mehr und mal weniger latent – in der Gesellschaft. Filme und Serien greifen diese auf und spiegeln sie der Bevölkerung wider, wodurch sie für Rezipienten als akzeptiert oder bestätigt gelten und dadurch in der Gesellschaft noch präsenter werden. Es bildet sich eine positive Feedbackschleife – Stereotypen werden durch die Wechselwirkung immer weiter verstärkt.

Filme und Serien die Stereotypen aufgreifen bestätigen sie damit demnach für ihre Zuschauer auch. Das wird dann zum Problem, wenn beispielsweise Chauvinismus, Homophobie oder Rassismus als gesellschafts- oder sogar mehrheitsfähige Charaktermerkmale dargestellt oder Vorurteile, wie z.B. Korrelationen zwischen Hautfarbe und Kriminalität oder Geschlecht und Intelligenz bedient werden. Das bedeutet nicht, dass Menschen ihre Wertvorstellungen an Filmen ausrichten, es ist allerdings ein Fakt, dass Vorurteile meist unbewusst aus Erfahrungen, eigenen wie fremden, entstehen. Bekommt ein Mensch viele Fremderfahrungen (von Freunden, Elternhaus, Bekannten oder auch durch Medien) mitgeteilt, die ein erkennbares Muster bilden, so kann sich dieses erkannte Muster in seinem Unterbewusstsein festsetzen. Auf diesem Weg bekommen Menschen Gefühle, Ansichten und Meinungen zu Themen, zu denen sie keine eigenen Erfahrungen haben.

Wie eingangs erwähnt, sind Stereotypen für Zuschauer bereits gewohnt, sie bergen demnach auch keine große Überraschung mehr. Neben positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft ist es also auch für den Zuschauer spannender, derartige Gewohnheiten zu durchbrechen.

Es gibt aber natürlich auch Gründe, warum diese Gewohnheiten oftmals bedient werden: Viele Menschen wollen ihr Weltbild bestätigt sehen. Während in der Gesellschaft bereits einiges getan wird, um Vorurteile aus der Welt zu schaffen und Gleichberechtigung zu erreichen, bieten Filme jenen die sich mit Gleichberechtigung oder Individualität schwertun, häufig noch eine Art Zuflucht, in der ihre Vorstellungen bestätigt und anerkannt werden.

Auch die Film- und Fernsehindustrie ist im Wandel, und gerade in den letzten Jahren gibt es immer mehr Produktionen, die unkonventionelle Wege gehen. Da sich der Wandel, wenn man im Gesamtüberblick überhaupt schon von einem solchen sprechen kann, hier aber wesentlich langsamer vollzieht, wirken die Medien durch die zuvor beschriebene Feedbackschleife auch verlangsamend auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung (beispielsweise in Bezug auf Gleichberechtigung).

Progressive Medienproduktionen bilden nach wie vor nur einen kleinen Teil der Gesamtheit ab, außerdem bleiben Filme und Serien für mehrere Jahre im Umlauf und werden im Laufe ihres Lebenszyklus über verschiedene Kanäle verbreitet (beispielsweise Kino, Video on Demand, Fernsehen, DVD). Hierdurch verstärkt sich der oben beschriebene ohnehin verlangsamte Wandel weiter.

Neben der Sozialisierung ist auch mangelnde Medienkompetenz ist einer der Gründe, dass auch fiktionale Werke eine starke Wirkung auf Zuschauer haben. Eine kritische Distanz zwischen Rezipient und Werk bzw. Protagonist ist oft kaum vorhanden. Neben der Vermeidung von Klischees in audiovisuellen Medien kann daher bspw. auch die Stärkung von Medienkompetenz Teil der Lösung sein.

Simon Crins

Simon Crins ist Medienexperte mit den Fachbereichen Medienproduktion und Medientechnik. Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton bei ProSiebenSat.1 in München absolvierte Crins sein Bachelorstudium im Fach Medien und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule. Währenddessen war er für die ProSiebenSat.1 Gruppe unter anderem als Produktionsplaner und Projektleiter tätig. Seit Ende 2018 arbeitet Simon Crins für Umlaut SE im Raum Braunschweig/Wolfsburg als Projektleiter im Bereich Infotainmententwicklung. Weitere Informationen über den Autor finden Sie unter www.simoncrins.de

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