Social MediaWerbung und Marketing

Datenkraken – Was wissen Google, Facebook und Co?

Damit, dass Konzerne Daten über uns sammeln haben sich wohl die meisten Europäer bereits abgefunden. Da aber dennoch kaum jemand seine Daten ohne Veranlassung herausgibt, gibt es eine große Vielfalt an Angeboten, die Kunden oder Nutzern einen Vorteil im Gegenzug für ihre Daten versprechen

Angefangen bei Payback, über Google bis hin zu sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder Twitter reichen die Angebote der Datensammler. Es winken entweder Vorteile (Payback Punkte) oder Bekanntheit und Qualität sprechen für die Nutzung des Dienstes (Google).

Ein guter Anlass sich Gedanken darüber zu machen, warum viele Konzerne so interessiert an den Daten ihrer Nutzer sind. Denn diese werden häufig nicht nur für den Quartalsbericht herangezogen.

Welche Daten werden erfasst?
Pauschal lässt sich das natürlich nicht beantworten. Daher wird sich dieser Artikel an den Unternehmen Alphabet (Google, YouTube) und Facebook (Facebook, Instagram, WhatsApp) orientieren.

Alphabet, bzw. Google beispielsweise erhebt unter anderem Informationen wie die eingestellte Sprache, angesehene YouTube Videos, Suchbegriffe, Standort (anhand der IP-Adresse), besuchte Orte (über mit einem Google Account verbundene Smartphones), Personen die häufig kontaktiert werden (Google Mail) aber auch Arten von Websites, die besucht werden oder “Arten von Aktivitäten mit mobilen Apps auf Ihrem Gerät”. Was genau mit “Arten von Aktivitäten” gemeint ist, wird nicht erläutert. Auch Geräteinformationen, nahegelegene WLAN-Zugangspunkte, Bluetooth Signale und Funkzelleninformationen werden erfasst.

Facebook Inc. wertet Beiträge und Interaktionen mit Beiträgen aus, nutzt Angaben zur Person wie Wohnort, Beziehungsstatus, Bildungsstand, aktuelle Arbeitgeber, etc.
Daneben werden z.B. auch Metadaten aus Fotos und Videos ausgewertet, um Datum und Ort der Erstellung herauszufinden. Außerdem werden Interaktionen mit Seiten und Personen (häufig Kontaktierte Personen, etc.) sowie die Nutzung von Facebook Services ausgewertet.
Auch über Facebook durchgeführte Käufe oder Spenden und Endgerätedaten werden erfasst, dazu gehören unter anderem das Betriebssystem, die Hardware, nahegelegene Funkzellen, Bluetooth Signale und WLAN-Zugangspunkte, GPS-Standort, IP-Adresse und Verbindungsgeschwindigkeit.

Zudem bekommen sowohl Facebook als auch Google Informationen von anderen Diensten geliefert, die diese dann wiederum verwerten. Bei Facebook kann man sich in der “Aktivitätsliste” einen Überblick über diese Informationen verschaffen:

“Aktivitäten außerhalb von Facebook” – Übersicht über die Dienste, die Facebook mit weiteren Daten versorgen.

Wofür werden die Daten genutzt?
Es gibt viele Möglichkeiten, so umfassende Datenbestände zu nutzen. Zunächst einmal lassen sich die Daten auswerten um Zielgruppen der jeweiligen Angebote zu Analysieren. Außerdem können sehr aussagekräftige Profile erstellt werden, die dann beispielsweise für Microtargeting genutzt werden. Das sind zwei Anwendungszwecke, die Facebook und Google auch tatsächlich nutzen.

Möchte ich zum Beispiel Werbung für die Mediabasics Facebookseite machen, kann ich zunächst auswählen, ob die Werbeanzeige eher Leuten gezeigt werden soll, die sie wahrscheinlich kommentieren, sie teilen oder sie anklicken werden. Danach kommen die Optionen für das Microtargeting: Neben Geschlecht, Wohnort und Alter kann ich demografische Angaben wie Ausbildungsgrad, Haushaltseinkommen oder Beziehungsstatus zur Beschreibung meiner Zielgruppe nutzen. Auch nach bestimmten Arbeitgebern, dem Alter der Kinder, kürzlich umgezogenen oder frisch Verlobten könnte ich meine Zielgruppe filtern. Hinzu kommen noch Interessen, etwa für bestimmte Sportarten, Technik oder Mode und Angaben zum Verhalten. Dazu gehören so triviale Dinge wie die Nutzung von Mobile Devices aber auch Dinge wie Angaben zu politischen Neigungen (für die USA) oder “multikulturellen Interessen”

Und das ist nur die “light”-Version. Für Business-Seiten gibt es einen Kampagnen-Manager, der noch einmal wesentlich potenter ist.

Microtargeting Maske für Facebook-Werbung.

Welche Anwendungsgebiete gibt es noch?
Die Daten können theoretisch auch für andere Zwecke eingesetzt werden. Beispielsweise um zukünftiges Verhalten vorherzusagen – im Hinblick auf Konsumverhalten, Lebensgestaltung und so weiter. Versicherungen könnten mit diesem Wissen ihre Sätze und Leistungen an den Kunden anpassen und risikoreiches Handeln oder bereits die Neigung dazu ahnden. Kreditinstitute könnten ihre Risikobewertung und damit möglichen Kreditrahmen und Zinsen über Algorithmen basierend auf statistischen Daten zuweisen. Auch Wahlergebnisse oder “Wünsche” an die politische Landschaft könnten sich mit diesen Datensätzen vorhersagen bzw. ableiten lassen und wie oben dargestellt kratzt Facebook schon an diesen Möglichkeiten. Die Daten bergen also auch eine gewisse Gefahr – fällt ein Mensch in ein bestimmtes Muster, hat er es schwieriger eine Versicherung oder einen Kredit zu bekommen – möglicherweise ohne sein aktives zutun. Das Aufwachsen in bestimmten Regionen oder Kontaktieren bestimmter Personen und Gruppen könnte bereits ausreichen, um in eine andere digitale Schublade eingeordnet zu werden. Und Demagogen könnten mit Informationen über politische Neigungen und Wünsche eines großen Teils der Gesellschaft nicht nur Wahlen manipulieren, sondern auch ganze Bevölkerungsgruppen.

Natürlich haben wir Gesetze, die das verhindern sollen. Skandale wie das um Cambridge Analytica lassen an den existierenden Kontrollfunktionen aber durchaus Zweifel zu.

Als Nutzer hat man nach DSGVO das Recht, über sich selbst gespeicherte personenbezogene Daten einzusehen. Bei Facebook geht das über Einstellungen -> Deine Facebook-Informationen -> Deine Informationen herunterladen, bei Google über Datenschutzerklärung -> Löschen und Exportieren ihrer Dateien. Ich habe meinen Datenexport beantragt und bin gespannt, was darin alles zu finden ist.

Wer sich einen umfassenden Überblick über die erfassten Daten verschaffen will, kann dies hier tun:

Google Datenschutzerklärung: https://policies.google.com/privacy?fg=1
Google Datennutzung für Werbung: https://support.google.com/ads/answer/1634057?p=privpol_whyad
Facebook Datenrichtlinie: https://www.facebook.com/privacy/explanation/
Facebook Aktivitätsliste: https://www.facebook.com/off_facebook_activity/activity_list

Simon Crins

Simon Crins ist Medienexperte mit den Fachbereichen Medienproduktion und Medientechnik. Nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton bei ProSiebenSat.1 in München absolvierte Crins sein Bachelorstudium im Fach Medien und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule. Währenddessen war er für die ProSiebenSat.1 Gruppe unter anderem als Produktionsplaner und Projektleiter tätig. Seit Ende 2018 arbeitet Simon Crins für Umlaut SE im Raum Braunschweig/Wolfsburg als Projektleiter im Bereich Infotainmententwicklung. Weitere Informationen über den Autor finden Sie unter www.simoncrins.de

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